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Das Schicksal der Anderen

Datum: 
Fr 11.04.2014
Uhrzeit: 
20 Uhr
Autor: 
Krisztián Grecsó

online Ticket:

 

 

Das Schicksal der Anderen   von Krisztián Grecsó

Uraufführung

Deutschsprachige Theateradaption des Bestseller-Romans „Mellettem elférsz”

von Krisztián Grecsó

Koproduktion des Theater Brett und des Collegium Hungaricum

 

Personen:
 
Dávid, junge Domos Zilahi, junge Márton
Martin Vischer
Junge Éva Zách, junge Justina, Prostituierte/Kellnerin
Sophie Resch
Ältere Justina, ältere Éva Zách, Großtante von Justina, Mutter von Sadi und Klara
NIka Brettschneider
Sadi, Péter Kálmán, Gruppenleiter
Jakub Kavín
Benedek
Lukas Johne
Helga, Klára, Cousine von Justina, Kellnerin, Barfrau
Agnieszka Salamon
 
 
Regie:                         András Léner                          
Dramaturgie:            Györgyi Gecsényi                    
Bühnebild, Video:     Erik Mátrai
Kostüme:                    Yvette Kovács            
Licht und Ton:            Andreas Zemann             
Regieassistenz:        Emőke Miklós
                                      Laura Alexandrino
                                      Jan Cimr
Produktion:                Ludvík Kavín (Theater Brett)
                                     Kristóf Viola (Collegium Hungaricum Wien)

 

Das Theaterstück wirkt wie ein vertracktes Märchen von parallelen Lebensgeschichten, basierend auf dem Familienroman von Krisztián Grecsó, Mellettem elférsz. Dem Werk liegt die Idee zugrunde, dass neben Genen und Bräuchen auch unsere Geschichten und Schicksale weitervererbt werden. Die Taten vergangener Generationen, ihre Fehler und Verdienste, können bis in die Gegenwart nachwirken.

 . . .

 

„Die behördlichen Halbwahrheiten sind so wie die Halbwahrheiten meines Vaters, und ihre Wirkung ist dieselbe: sie erwecken die Illusion, dass meine Umwelt mich besser kennt, als ich mich selbst. Sie bringen mich dazu, mir Vorwürfe zu machen, sie suggerieren mir, dass ich wenig über mich selbst weiß. Ich weiß wirklich nicht viel… Ich will mit mir selbst im Reinen sein…, Ich will nicht über meine Beschwerden sprechen, ich will auch nicht meinem Vater verzeihen. Was ich will, ist die Tatsachen und alles was mich betrifft zu kennen: die Bräuche, die Vergangenheit, die Geschehnisse.“    KRISZTIÁN GRECSÓ
 
 
Aus einem Gespräch mit András Léner

Wie kamen Sie dazu, dieses Stück zu inszenieren?

Nachdem ich den Roman von Krisztián Grecsó zum ersten Mal gelesen hatte, kam mir sofort die Vision, daraus ein Stück zu machen, da er sehr ehrlich und ernst über das Ungarn des 20. Jahrhunderts berichtet. Es beschreibt nicht nur die Geschichte einer einzelnen Person, sondern auch die sozialen und politischen Umstände dieser Zeit und ihren Einfluss auf das Leben des einfachen Menschen.

Warum haben Sie sich dazu entschieden das Stück in Österreich uraufführen und nicht in ihrer Heimat? .
 
Ich hatte den Wunsch, dem Wiener Publikum eine Geschichte, die die komplizierte Situation Osteuropas wiederspiegelt, zu präsentieren. So etwas, wie eine Fortsetzung der früheren gemeinsamen Geschichte.
Mit der Hilfe vom Collegium Hungaricum in Wien haben wir das Theater Brett kontaktiert und so begann unsere Zusammenarbeit. 
 
Wie fühlt es sich, ein Stück in einer Sprache zu inszenieren, die nicht die eigene Muttersprache ist?

Die Schwierigkeiten beim Inszenieren eines Stücks, egal in welcher Sprache, sind immer die Gleichen. Schwierig ist lediglich, dass man auf Ungarisch denkt und sich auf Deutsch ausdrücken muss. Aber das Interessante ist, dass das Theater eine eigene Sprache hat, die sich während der Zusammenarbeit zwischen Regisseur und Schauspieler immer sehr rasch entwickelt. Wenn wir es schaffen auf diese Art zu kommunizieren, die nichts mit Wörtern zu tun hat, ist die Sprachbarriere irrelevant.

Haben Sie auch ihre eigene Familiengeschichte erforscht - sowie David, der Hauptdarsteller des Stückes?

Jeder von uns ist in seinem Leben auf der Suche nach etwas - für mich persönlich ist es wichtig zu erfahren, ob meine Persönlichkeit, Gefühle und Gedanken ihren Ursprung in der Geschichte, in meiner Familie, oder auch in einem anderen Teil meines eigenen Lebens haben.

Andererseits habe ich unlängst von meiner Schwester einen riesengroßen Reisekoffer bekommen, der neben meinem Bett steht. Darin befindet sich die ganze Geschichte meiner Oma in Form von Briefen, Tagebüchern und Fotos aus dem 20. Jahrhundert. Aber jetzt, wo ich schon erwachsen bin und viele Geschichten über meiner Familie gehört habe, habe ich ein bisschen Angst davor herauszufinden, von wem ich nun mein Schicksal geerbt habe.
 
 
 
Krisztián Grecsó
 Der ungarischer Schriftsteller, Krisztián Grecsó, ist 1976 in einem kleinen Dorf namens Szegvár geboren. Er studierte an der Attila-József-Universität in Szeged und erwarb 1999 sein Diplom an der Fakultät für ungarische Literatur. Nach seinen Studien arbeitete er als Redakteur bei mehreren namhaften ungarischen Magazinen und Zeitungen (z.B. Bárka, Nők Lapja), zwischen 2006 und 2009 war er der Vizepräsident von Magyar Szépírók Tárasága (ü. Gesellschaft der Ungarischen Belletristen), seit 2009 ist er Mitarbeiter der berühmtesten ungarischen literarischen Zeitschrift, Élet és Irodalom.
Er begann seine literarische Karriere mit Gedichten, den ersten großen Erfolg errang er aber im Jahre 2001 mit seinem skandalösen Novellenband Pletykaanyu (ü. Tratschtante). 2005 erschien sein Roman Isten hozott (Lange nicht gesehen), der später auch auf Deutsch (2007, Claassen Verlag), Tschechisch (2008) und Slowenisch (2009) erschien. Er erhielt zahlreiche Literaturpreise. Sein erstes Bühnenwerk, Cigányok (ü. ZigeunerInnen), wird seit 4 Jahren mit großem Erfolg im József-Katona-Theater (Budapest) gespielt und voraussichtlich ab 2014 auch in Warschau zur Aufführung kommen.
Sein jüngster Roman Mellettem elférsz (2012), die Vorlage zum Stück Das Schicksal der Anderen,  war monatelang der Spitzenreiter der ungarischen Bestsellerlisten, gleichzeitig war es der Roman des Jahres und Krisztián Grecsó erhielt dafür den AEGON Künstlerpreis. Wie der Verlag Magvető schrieb: „Mellettem elférsz ist nicht nur ein Roman über Familien und Generationen, über Liebe und Sehnsüchte, sondern vor allem eine Reise durch das Karpatenbecken im 20. Jahrhundert, die sich der Gegenwart widmet.
 
 
András Léner (*1972, Budapest)                       
Der ungarische Regisseur, András Léner, erwarb 1997 sein Diplom an der Fakultät für Theaterregie der Universität für Theater und Filmkünste (Budapest). Gleich nach Beendung seines Studiums wurde er an einem der berühmtesten ungarischen Theater, am Madách Theater verpflichtet. Später wurde er Mitglied des namhaften Gergely Csiky Theaters (Kaposvár), seit 2007 ist er der leitende Theaterregisseur des Budapester Kammertheaters.
Dazwischen absolvierte er seine Doktorstudien an der Budapester Universität für Theater und Filmkünste. Außerdem lehrte er an seiner einstigen Universität, sowie an der Hochschule für Tanzkünste in Budapest und an der Franz Liszt Musikakademie. Mit seinem Namen sind mehrere Uraufführungen und bedeutende ungarische Theaterpreise verbunden. In seiner Regiearbeit beschäftigt sich András Léner oft mit jenen Fragen, die für uns alle aktuell und wichtig sind: die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, der Familie, unseren Wurzeln und der Geschichte.
 
 
Gedankengänge aus dem Tagebuch einer Regieassistentin
Laura Alexandrino

“Die Prostituierte ist eine immens starke, junge Frau, die sich zum falschen Zeitpunkt in den falschen Mann verliebt. Dass sie dem Publikum als ‘Prostituierte’ und nicht als ‘Juli‘ vorgestellt wird, zeigt, wie sehr wir heutzutage noch in Schubladen denken möchten. Dávid und Julis Geschichte könnte ein einziges “Pretty Woman”-Klischee sein, aber das ist es nicht, im Gegenteil: es ist die Geschichte von zwei einsamen Menschen, die sich in einer absurden Situation emotional zu nahe kommen und in deren Beziehung innerhalb von ein paar Minuten mehr Menschlichkeit und Ehrlichkeit entsteht, als es in den meisten durchschnittlichen Beziehungen jemals geben würde. (...) Martin und Sophie bringen es fertig die Strichszene auf eine undramatische Art und Weise gleichzeitig so komisch und ernst herüber zu bringen, dass ich nie weiß ob ich lächeln sollte oder eigentlich bedrückt bin.”
16. Februar 2014
“Heute ist mir bewusst geworden, was für ein großes Glück ich habe einen Teil dieser Gruppe sein zu dürfen und aktiv bei der Inszenierung mitwirken zu können.(...) Das Arbeitsklima ist angenehm, und der Sinn für Humor der in jedem von uns steckt ist, glaube ich, essentiell wichtig für eine gute Zusammenarbeit. Es ist faszinierend wie man sich im Laufe der Wochen an die Leute gewöhnt, die man Tag für Tag sieht und wie man ihre Art und Weise immer besser versteht und interpretiert.”
11. Februar 2014

“Nika spielt die etwas grantige, aber liebenswerte Eva Zách so überzeugend lustig, dass ich mir mehr als einmal auf die Lippe beißen musste, um während der Probe nicht laut aufzulachen. Sehr schön sind auch ihre Versuche den Protagonisten Dávid ins Leben zu schubsen indem sie ihn dazu bringen will, Juli auszuführen. Im Grunde sagt sie ihm damit: “Hör auf in der Vergangenheit herumzuwühlen und geh lieber in die Zukunft hinein”. Diese Aussage ist auch gleichzeitig einer der wichtigsten Leitsätze dieses Stückes.” 20. Februar 2014

“Der Fundus wurde nach potentiellen Kostümen durchgewühlt, was sich als wahre Schatzsuche entpuppte. (...)Niemand schien so recht zu wissen, was genau gesucht wird. Die größte Schwierigkeit ist einfach, dass die einzelnen Rollen größtenteils durch die Kostüme definiert werden. Doch wie ist es möglich, dass das Kostüm schnell gewechselt werden kann und dennoch genug über die Rollen aussagt?” 18. Februar 2014

“Ich habe versucht ein bisschen überall zu sein, alles mitzuschreiben, zwischen Yvette, András und den Schauspielern hin- und herzulaufen und meine Mitbewohnerin anzurufen, die ein altes Fahrrad besitzt, das wir für den Dreh eines der Videos ausleihen wollen. Später sah es auf der Bühne aus, als ob ein Wirbelsturm durch das Theater gerast sei. (...) Ich merke auch mittlerweile, wie die Premiere immer mehr in der Luft liegt. Es sind nur mehr drei Wochen und auf jeden Tag wird es ankommen, um das märchenhafte, verzwickte Konzept auf die Bühne zu bringen. Ich bin jetzt schon aufgeregt, und dabei bin ich lediglich die Assistentin und Beobachterin dieses kreativen Wahnsinns.” 19. Februar 2014

“Einer der Höhepunkte des Stückes ist für mich die Szene von Benedeks Rückkehr aus dem Kloster zu Sadi und Klára nach Hause. Sie ist so intensiv, dass ich beim ersten Mal Zuschauen Gänsehaut bekam. Agnieszka bringt es fertig in einigen Minuten aus der unsympathischen, leicht sadistischer Klára ein verzweifeltes, verliebtes Mädchen zu machen.” 8. März 2014

 

 




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