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CENTROPE PREIS 2013

Für herausragende Leistungen im Bereich der grenzüberschreitenden Theaterzusammenarbeit im Rahmen des Festivals "Mitteleuropäisches Theaterkarussell" haben Ludvík Kavín und Nika Brettschneiderová den  CENTROPE PREIS 2013 erhalten!!! Hier können Sie nun die Laudatio von Frau Hörbiger lesen, die sie im Rahmen der Preisverleihung im Rathaus vorgetragen hat:

Bereits Bertolt Brecht hat in seiner Schrift ,,Politik auf dem Theater‘‘ gemeint: ,,Das Theater darf nicht danach beurteilt werden, ob es die Gewohnheiten seines Publikums befriedigt, sondern danach, ob es sie zu ändern vermag. ‘‘
Im Jahre 1977 wird in Wien vom Ehepaar Ludvík Kavín und Nika Brettschneiderová, beide Signatare der Charta 77 (auch Chartisten genannt), ein Theater nach ihren Vorstellungen gegründet. Sie wollen - anfangs ohne Deutschkenntnisse, dafür aber mit viel Begeisterung, Arbeitseinsatz und Ideenreichtum  Theater ohne Zensur und ohne Kompromisse machen und viele bedeutende Dramatiker aus den Nachbarländern, aus ihrer neuen Heimat Österreich und auch ihre eigenen Produktionen vorstellen. Nach den ersten Inszenierungen in Brüssel und in Wien wird das Theater Brett geboren – der Name  Brett ist die Abkürzung des Nachnamen von Frau Brettschneider und zugleich eine Anspielung auf die ,,Bretter, die die Welt bedeuten‘‘ (Friedrich Schiller).
 Sehr deutlich zeigt sich, dass ,,ohne Enthusiasmus nichts Rechtes in der Kunst zuwege gebracht wird. ‘‘ (Robert Schumann) Denn dieses junge und äußerst engagierte Theater muss lange Zeit ohne Subventionen auskommen und am Anfang  kann nur in einem kleinen Saal im 16.Bezirk gespielt werden, wo man immer nach zwei Wochen Spielzeit wieder alles wegräumt und in die eigene Wohnung transportiert. Wie 1981 in dem eigenen Stück ,,Don Quijote in Wien‘‘  von Herrn Kavín und Frau Brettschneider beschrieben, kämpfen sie mit den Behörden und Kulturinstitutionen um ihr eigenes Theater.
Nach zwei Jahren intensiver Renovierungsarbeiten, der Suche nach finanzieller Unterstützung, der Organisation des Umbaus mit viel handwerklicher Eigenleistung wird im Januar 1984 in den Räumen einer alten Fabrik in der Münzwardeingasse im 6.Bezirk das Theater Brett eröffnet. Es präsentiert seinem staunenden Publikumsowohl Stücke von Autoren der Nachbarländer hinter dem Eisernen Vorhang als auch anspruchsvolle Produktionen gegenwärtiger Autoren und eigener Stücke. Nach dem Theaterstück ,,Das Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens‘‘ von Jan Amos Comenius folgt eine szenische Collage auf Ernst Jandl, ein Stück von Wassilij Kandinsky, Wiener Tischgespräche und viele weitere Inszenierungen.
Nach der Wende wird bereits im Jahre 1990 das Theater im mitteleuropäischen Raum organisiert, seit 2006 wird ein langfristiges Projekt das ,,Mitteleuropäische Theaterkarussell‘‘ durchgeführt – das Wiener Publikum kann im Rahmen dieses Festivals insgesamt 12 Produktionen des Jahres aus der Slowakei, aus Ungarn, Tschechien und Polen besuchen und da alle Produktionen immer ebenfalls mit deutschen Untertiteln oder bilingual auch in englischer Sprache laufen, wird dieses Festival zum Brückenbauer zwischen mehreren Kulturen, zum Kampfmittel gegen die Krankheit der ,,Einsprachigkeit‘‘ und zum Treffpunkt der verschiedenen Kulturen im Herzen Europas.
Darüber hinaus treffen sich junge Theatermenschen aus Österreich, Ungarn, Polen, Tschechien und aus der Slowakei während des Sommer-Theaterkarussells, wo sie unter der künstlerischen Leitung von Nika Brettschneider ein Theaterstück in sechs oder mehreren Sprachen einstudieren und dann aufführen, um zu zeigen, dass verschiedene Sprache keine Grenzen, sondern viele Chancen und Möglichkeiten darstellen.
Wenn ich an dieses Theater- und Ehepaar denke, tauchen in meinem Kopf die Worte von Christian Morgenstern auf: ,,Enthusiasmus ist das schönste Wort der Erde. ‘‘



theaterbrett.at (© 2010)